Klaus Egger Blog

Dienstag, 30. Juli 2013

"verdECOnomia – Grüne Wirtschaft" - ein Widerspruch?

Ein Gedankenblitz erwischte mich vor ungefähr zwei Monaten völlig unerwartet. Beim Lesen eines Interviews zu Wirtschaftsthemen ploppte plötzlich die Vision der "Grünen Wirtschaft Südtirols" auf. Als Unternehmer, der seine Firmen so nachhaltig wie möglich zu führen versucht, wäre das absolut stimmig für mich. Nicht, dass der Versuch Ökonomie und Ökologie zu verbinden besonders neu wäre. Aber der Gedanke dies hier in Südtirol in der grünen Partei, in der ich schon lange Mitglied bin, zu etablieren hatte schon etwas Faszinierendes an sich. Schließlich haben wir Verdi-Grüne-Vёrc seit Jahren bewiesen, dass unsere Oppositionsarbeit eine sehr hochwertige und ehrliche ist; auch und speziell in Wirtschaftsfragen. 


Durch die Vorwahlen kamen neue Kräfte in die Partei und die Lust diese Energie zu bündeln und in diesem schwierigen Themenfeld „Grüne Wirtschaft“ zu bündeln packte mich vollständig. Aber ist das nicht schon ein Widerspruch in sich: „Grün“ und „Wirtschaft“? Das hörte ich in den letzten Wochen häufig. Ja vielleicht. Wenn man unbedingt bei zwei Vorurteilen bleiben will:

  • Erstens: „Die Wirtschaft“ ist nur profitgierig, wachstumsorientiert und spricht nur von UnternehmerInnen 
  • Zweitens: „Die Grünen“ sind nur Verhinderer, Nein-Sager und Öko-Fundamentalisten

Beides sind Vorurteile, die hartnäckig an uns und auch der Wirtschaft kleben.
„Die Wirtschaft“ ist aber ein System mit unendlich vielen Berührungspunkten, die uns alle betreffen. „Die Wirtschaft“ geht uns alle an, ob wir wollen oder nicht. Somit wird es dringendst Zeit, dass „die Wirtschaft“ dem Gemeinwohl dient und nicht einzelnen Personen, die dann ihre Gewinne auch noch aus der Realwirtschaft abziehen um auf den (pervertierten) Finanzmärkten zocken zu gehen. "Die Wirtschaft" ist also nicht an sich schlecht, nur ist sie sehr krank zurzeit. Diesen Prozess gilt es aufzuhalten. Die Gemeinwohlökonomie, die Bändigung und Regelung der Finanztransaktionen und die absolute Unterstützung der kleinen und mittleren Betriebe sind konkrete Wege dahin, denen wir uns verschreiben wollen.
Und auch bei uns Grünen ist die Öffnung zur Mitte hin schon länger deutlich geworden. Obwohl sich ja leider die meisten Warnungen von vor Jahrzehnten bewahrheitet haben, und nun stecken wir mitten im Schlamassel. Und trotzdem habe ich das Gefühl, dass unsere WählerInnen keine blutige Revolution wollen, sondern klare und vernünftige Argumente. Welche durchaus kritisch sein können, aber dem Realismus unserer heutigen globalen Zeit auch Rechnung tragen.
Auf meiner Webseite habe ich einen Spruch, der da lautet: „Grün ist die Antwort“ – auf alles. Und das ist etwas, woran ich zutiefst glaube. Aus vielen Gründen, hier nur einige der Wichtigsten:
  • Die Grünen sind eine junge Partei; von einer anfangs ganz natürlichen unkoordinierten Bewegung gewachsen zu einer strukturierten Partei. Nur so kann man meiner Meinung nach nicht nur anklagen und pöbeln, sondern auch konkret und kontinuierlich Dinge verändern in einer demokratischen Gesellschaft.
  • Die Grünen besetzen schon lange nicht mehr nur das Thema Umwelt und Soziales. Sicherlich waren dies anfangs (und teils auch heute noch) die bestimmenden Themen, aber der Gedanken, dass alles miteinander verknüpft ist. Dass Wirtschaft, Umwelt und Soziales einander bedingen und ergänzen müssen; dieser Gedanke war auch bei den Grünen immer vorhanden.
  • Ein verkrustetes System, welches Entwicklungen bremst, anstatt fördert ist nicht vorhanden.
  • Der konkrete Wille, so viele Menschen wie möglich in Entscheidungsprozessen einzubinden, ist in den wenigsten anderen Parteien so stark vorhanden und wird auch immer wieder gepflegt. Sogar mit dem manchmal auftretenden Nachteil, dass man schwer zu Entscheidungen kommt. Hier muss ich sagen, finde ich oftmals eine unvollständige Entscheidung besser, als gar keine Entscheidung; aber das nur so am Rande:-).
 Die „verdECOnomia – Grüne Wirtschaft“ ist eine der letzten Bausteine die eine Lücke bei den Verdi-Grüne-Vёrc schließen will. Um dieses Projekt aber richtig anzugehen, stecken auch wir als interne Gruppierung in einem Prozess der Findung. Dazu besuchen wir aktuell und noch bis Anfang August Verbände und Vereine in unserem Land.

Wirtschaftsverbände genauso wie Gewerkschaften und andere meinungsbildende Einrichtungen. Uns ist es sehr wichtig, BEVOR wir unser Wirtschaftsprogramm bis Anfang September fertig geschrieben haben, die Meinung der großen Interessensvertretungen angehört zu haben. Die Gespräche sind sehr interessant und bereichernd. Ich bin gespannt, was sich daraus alles ergeben wird.

Weitere Infos auf der Webseite der Verdi-Grüne-Vёrc

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