Offener Brief an alle Medien die sich betroffen fühlen wollen
Ein Video vom Herausgeber der Tageszeitung, Arnold Tribus über einen seeeehhhr produktiven Kandidaten oder Kandidatin dieses Wahlkmapfes lässt mich innehalten und nachdenken, wie der Wahlkampf denn zurzeit läuft.
http://www.tageszeitung.it/2013/09/21/der-mann-mit-vielen-namen/
Anscheinend gibt es laut TZ-online einen (ich nehme mal an, dass es ein Mann ist) Kandidaten, der die Kommentarfunktionen sehr weitläufig nutzt. Hat sich sehr viele accounts angelegt und schreibt anonym Lobkommentare über seine eigene Person. Ich habe jetzt nicht begonnen zu recherchieren, würde aber natürlich schon gerne wissen, wer der Schmutzfink ist. Vielleicht kommt die Wahrheit ja noch ans Licht.
Interessant ist für mich aber eine andere Überlegung. Genau wie Herr Tribus sagen die meisten Medien zurzeit im Prinzip zwei Dinge: Erstens ist der Wahlkampf langweilig. Zweitens laufen die Oppositionsparteien den Themen der Mehrheitspartei nach und bringen keine eigenen Themen.
Darauf möchte ich jetzt ganz deutlich antworten und hoffe auch, dass die Medien das jetzt ganz genau lesen.
Erstens: der Wahlkampf ist langweilig
Wie wird denn ein Wahlkampf geführt? Prinzipiell durch zwei Dinge: Menschen und Werbemittel. Bei den Werbemitteln wissen wir alle, dass das Geld knapp ist und es hat ja auch immer geheißen, die Menschen möchten solche Werbebombardierungen nicht. Also, was soll die Aufregung? Vielleicht entdecken wir nun endlich einen normalen Wahlkampf und keine Wahlschlacht. Natürlich sind die einen oder die anderen wieder „raffinierter“, speziell die Regierenden, und verschicken von Steuergeldern bezahlte Schleichwerbung. Speziell ein Landesrat Widmann ist ja Meister in so was. Und was die „human ressources“ angeht, also die Menschen, die sich unter das Wahlvolk mischen, ja da haben eben Parteien wie die SVP mit 50.000 Mitglieder einen doch immensen Vorteil gegenüber den anderen Parteien mit einigen hundert oder vielleicht eintausend Mitglieder. In unserem Land ist eben vieles noch nicht normal, wenn es um ein pluralistisches Parteiengleichgewicht geht.
Zweitens: die Oppositionsparteien laufen den Themen der Mehrheitsparteien nach und bringen keine eigenen Themen
Was ist denn die Funktion einer Opposition? Kontrolle der Mehrheit und die Pflicht auf Unregelmäßigkeiten aufmerksam zu machen. Also so what? Was ist denn falsch daran, der Mehrheitspartei ein bisschen ans Schienbein zu treten? Dass dies im Wahlkampf ein bisschen heftiger zugeht liegt wohl in der Natur der Sache. Die Versprechen der Mehrheitspartei in dieser Zeit sind ja auch bitte im richtigen Licht zu sehen.
Und was den Vorwurf betrifft, die Opposition habe keine eigenen Themen erzähle ich hier gerne das Beispiel meiner Arbeitsgruppe „Grüne Wirtschaft“: Mitte Mai gab es eine Pressekonferenz wo ich die Gründung dieser Arbeitsgruppe vorstellte. Medienpräsenz bei der Pressekonferenz: sehr flau. Den ganzen Sommer über verschickte ich 10 Pressemitteilungen zu Themen der Grünen Wirtschaft. Niederschlag in den Medien: sehr mager. Am 09. September Vorstellung des eigenen Wirtschaftsprogramms der Grünen Wirtschaft, einem Programm, dass es so in dieser Partei und Form noch nie gegeben hat. Eine Premiere sozusagen. Medienpräsenz bei der Presskonferenz: katastrophal. Ein italienischer Fernsehsender, ein Fotograf einer italienischen Zeitung, ein Journalist eines Onlinemediums.
Gewisse Zeitungen, Medien berichten so gut wie gar nicht über die Themen der Opposition. Zwischendurch wird als „Zuckerle“ mal eine Pressemeldung veröffentlicht, aber keine ausgewogene Berichterstattung über die Themen. Liebe Medien, die Programme sind da. Die Inhalte sind da. Die Themen sind da. Ihr müsst sie nur bringen. Wie wäre es denn mit Politrubriken, wo alle gerecht abgedruckt werden? Wo Kandidaten vorgestellt, Themen positioniert werden? Wo Debatten stattfinden? Regelmäßig? Damit würde man die zum Glück schwindende Materialschlacht sofort positiv aufwiegen. Statt Werbematerial in den Briefkästen, Diskussionen über Themen in allen Medien. Es gibt, das muss man auch sagen, auch lobenswerte Initiativen wie
die von salto.bz wo online Debatten über Themen geführt werden. Ein
absolut tolle Ansatz in die richtige Richtung. Mitmachen unter http://www.salto.bz/de/debates
Natürlich kann es sein, dass man als Medium nicht die Struktur, die Mittel oder den Willen hat, ausgewogen zu berichten. Dann ist das ebenso und muss man sich als Kandidat der Opposition damit abfinden. Aber nicht uns vorwerfen wir hätten keine Themen. Das finde ich schäbig. Jeder Journalist, Redakteur, Herausgeber darf mich gerne einladen. Ich gebe euch Themen en masse. Und ich bin sicher, viele meiner Mitkandidaten könnt ihr auch einladen. Wird keiner nein sagen.
Also bitte, die Kirche im Dorf lassen und jeder soll seine Arbeit bestmöglich machen. Ein ausgewogener, gleichberechtigter journalistischer Ansatz in diesen Zeiten gehört auch dazu.
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