Klaus Egger Blog

Dienstag, 7. Mai 2013

Die Krux mit unserer Identität



 

 Gestern Abend saß ich bei der Buchvorstellung der italienischen Ausgabe von „Wir Kinder der Südtirol Autonomie“ von Hans Karl Peterlini. Mit „noi figli dell‘ Autonomia - Alto Adige/Südtirol oltre il disorientamento etnico“ hat der Alpha & Beta Verlag das Werk ins italienische übersetzt.
„Der Verlag wolle der italienischen Seite einen Einblick in das Gedankengut eines deutschsprachigen Südtirolers ermöglichen.“ Schon dieser Satz ließ mich aufhorchen. Moment, sind wir nicht im Jahr 2013? Und doch, die fein säuberlich ethnische Trennung hat zu solchen skurrilen Momenten geführt. Da sitze ich im Teatro Cristallo in der Dalmatienstraße in Bozen und muss erkennen, dass es den Mühen der Kultur bedarf, um Sprachgruppen einander besser verstehen zu lassen.

Nachdem Hans Karl das eine und andere Kapitel kurz angerissen hat und Passagen daraus vorgelesen hatte, wurden die Podiumsteilnehmer aus der „deutschen“ Politik mit einbezogen. Die Stellungnahmen zur Autonomie, zur eigenen ethnischen Geschichte überraschten nicht. Pius Leitner, geboren in einem Bergdorf auf 1400 m Meereshöhe kannte keine Italiener. Diese waren „da unten im Tal“. Bis er den Zugang zur italienischen Welt als Zöllner des Staates fand. Elmar Pichler Rolle hatte als Bozner immer eher einen unkomplizierten Zugang zur anderen Seite. Auch als Vizebürgermeister der Stadt Bozen musste er immer den Ausgleich suchen. Etwas, dass vielleicht den oftmals schweren Stand in seiner eigenen Partei erklärt. Und zum Schluss Brigitte Foppa, die in der Zeit unter Alexander Langer die Autonomie erlebt hat. Und die immer den gemeinsamen Weg der Menschen hier im Lande gesucht hat.

Überraschend war für mich der Abschluss des Abends. Jeder wurde gefragt, wie er sich den Fortgang des politischen Systems in unserem Land wünscht. Pius Leitner propagierte den Freistaat, Brigitte Foppa hofft auf eine Entwicklung zu einer Territorial-Autonomie unter Einbezug aller Sprachgruppen und Elmar Pichler Rolle sprach von einer Weiterentwicklung der bestehenden Autonomie. Gewisse Korrekturen sollten vorgenommen werden und das 3. Autonomiestatut verspricht wirklich eines zu werden wo alle miteinbezogen werden sollten. Soweit die politischen Meinungen die nicht weiter überraschten. Die Überraschung kam für mich dann aber in den Aussagen von Hans Karl Peterlini. Er könne es sich leisten, begann er sein Abschlussstatement, nicht in politischen Kategorien zu denken und es von einer anderen Seite her zu betrachten. Für ihn hängt die Weiterentwicklung dieses Landes davon ab, ob wir es schaffen unsere Sprache (und damit die gesamte Kultur, unsere Ethnie) von dem Begriff der „Identität“ gedanklich abzukoppeln. Solange alles und jede Maßnahme, Aktion, Idee zu einer eventuellen Sorge um den Verlust der „Identität“ führt, kann sich ein Land schwer weiter entwickeln.

Somit ist sicherlich die spannendste Diskussion die zu führen sein wird die, wie es um unsere Identität bestellt ist. Was ist das? Wie definieren wir diese? Was bedeutet sie für uns? Wie hat sie sich vielleicht auch gewandelt im Laufe der Zeit? Und wo kann sie uns hinführen?
Spannende Anregungen. 

Danke dir dafür Hans Karl

4 Kommentare:

  1. Da ich "unsere" Identität nicht kenne, und sie mich auch nicht so besonders interessiert, sollte ich vielleicht nur über "meine" identität schreiben.
    Aber egal, diese Suche nach Identität ist doch der falsche Weg, er führt uns immer näher dorthin, wo wir eigentlich nicht hin sollen und ich nicht hin will, er führt uns direkt in den Nationalismus!! Denn eine Nation braucht diese Identität, um zu funktionieren, siehe USA. Wollen wir das?

    Jonny

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    1. Wenn ich dich richtig verstehe, ist für dich Identität etwas Starres, etwas das nicht veränderbar ist. oder? Etwas das uns in dem gefangen hält, was eben in den letzten Jahrhunderten am Aufbau und an der Entwicklung der Nationalstaaten mit "Schuld" war. Ok, war vielleicht auch nicht immer nur schlecht, aber warum kann sich so etwas nicht weiter entwickeln zu etwas Neues, Besseres?
      Oder weil du schreibst "Wollen wir das?" anders gefragt: Was wollen wir denn?

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  2. Nein, du hast falsch verstanden, für mich ist die Identität eines Volkes, eines Staates, einer Provinz, "unsere" Identität, einfach nur unwichtig! Nenn mich Egoist, oder Anarchist, aber ich glaube, es gibt diese Identität so nicht, wie sie gerne dargestellt wird. Ich habe meine Identität, und ich bin sicher kein Südtiroler, Italiener, oder Europäer! Ich bin ich, und das ist meine Identität!

    Zu deiner Frage, ich weiss was ich will, und ich brauche dazu keine Identität, und was die anderen wollen, will, und kann ich wahrscheinlich auch nicht beeinflussen.

    Jonny

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    1. Zum ersten Teil, ok. Ist natürlich deine berechtigte Meinung. Zum zweiten Teil, nicht wollen ist auch dein Recht. An das nicht können glaub ich nicht. Auch wenn ich weniger von beeinflussen, als lieber von gemeinsam gestalten spreche. Aber da sind wir schon wieder bei Definitionen:-)
      Danke dir auf jeden Fall für deinen ersten Beitrag auf diesem Blog.
      lg

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